Die dunkle Jahreszeit hat begonnen. Die Sonne hat ihren Tiefpunkt erreicht - Weihnachten steht vor der Tür. Doch worum geht es eigentlich an Weihnachten? Es geht um eine Geburt, das ist kaum zu übersehen. Doch diese Geburt findet nicht im Kreissaal eines Krankenhauses statt, wie das heute so üblich ist, sondern in einem Stall. Dieser Stall ist offen, sodass der Wind hindurch bläst. Und da sind Hirten, Ochs, Esel und drei Könige bringen Geschenke - neben Weihrauch und Gold ist auch Myrrhe dabei. Doch Myrrhe symbolisiert den Tod, die Bitterkeit, das Begräbnis. Wie geht das denn zusammen - eine Geburt und der Tod? Es sind Symbole, Bilder die als Bilder gedeutet werden müssen. Leben und Tod das klingt zunächst widersprüchlich, es sind jedoch nur scheinbare Gegensätze. Das Nichtvorhandensein des einen würde nämlich das Verschwinden des anderen bedeuten. So sind Geburt und Tod wie die zwei Seiten einer Münze - Eins. Was hier sterben soll ist unser „Ich“, unsre „Ego“, an dem wir uns so krampfhaft festklammern. Sterben bedeutet in diesem Fall von lieb gewordenen Vorstellungen, Überzeugungen, Weltanschauungen…Abschied zu nehmen. So gesehen bedeutet dieses mystische Sterben immer auch einen Neubeginn - also so etwas wie eine Geburt. Und da schließt sich der Kreis wieder. Die Botschaft die dahintersteckt besteht also darin, dass unser „Ich“ nicht unser wahres Wesen ist - wir sind mehr als nur unser „Ego“. Wenn wir an Demenz erkranken, dann ist unser „Ich“, unsere Identität verschwunden - so schnell geht das. Daran kann man erkennen, dass unser „Ich“ nichts festes sondern etwas vergängliches ist, und deshalb gar nicht so bedeutend sein kann um es mit dem Leben gleichzusetzen.
Der Benediktinermönch und Zen-Meister, Pater Williges Jäger, hat in diesem Zusammenhang einmal folgendes sehr prägnant formuliert: „...Wir feiern dieses Fest (Weihnachten) damit wir bei all unserer Plumpheit, Erdhaftigkeit und Dummheit doch merken, dass wir göttlichen Ursprungs sind.“
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